QuPuG 01/14 - Kurzfassungen
Der Beginn eines chronischen Krankheitsverlaufs infolge eines akuten Herzinfarktes - Eine Grounded Theory Studie
Stefanie Mentrup, Wilfried Schnepp
Die primäre perkutane Koronarintervention (PCI) ist die Behandlungsmethode erster Wahl beim akuten Herzinfarkt mit ST-Hebung (STEMI). Die Betroffenen haben durch die sofortige Wiedereröffnung des verschlossenen Koronargefäßes eine bessere Prognose und erleben meist eine schnelle Genesung. Das Ziel der Studie war die Exploration des Übergangs von der akuten zur chronischen Herzkrankheit aus der Perspektive der Betroffenen. Als Datenerhebungsmethode wurden 60 problemzentrierte Interviews mit 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (6 Frauen, 19 Männer) zu drei verschiedenen Zeitpunkten innerhalb eines Jahres nach dem Herzinfarkt geführt. Die Interviews wurden nach dem Verfahren der Grounded Theory von Strauss und Corbin analysiert. Als Teilergebnis der Untersuchung konnte der Prozess des Realisierens der Diagnose auf drei Ebenen (körperlich, kognitiv-rational, emotional) identifiziert werden. Das Realisieren der Diagnose einer chronischen Herzkrankheit erfolgt oftmals zeitlich verzögert. Chronisch krank zu sein bedeutet, mit der Unvorhersehbarkeit der Krankheit leben zu müssen. Das Erleben der Betroffenen sollte deshalb die Basis für eine individualisierte Patientenedukation sein, um die Selbstmanagementfähigkeiten im Umgang mit der Unvorhersehbarkeit der Krankheit individuell zu fördern.
Schlüsselwörter: Herzinfarkt, Koronare Herzkrankheit, Bewältigung, Erleben, perkutane Koronarintervention
Kontakt: Stefanie Mentrup
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Die qualitative Case Study als ein Forschungsdesign zur Beleuchtung komplexer Krankheitsgeschehen anhand familiärer Bewältigung bei Multimorbidität
Christiane Hildebrandt, Berta Schrems
Einleitung: Durch das veränderte Morbiditätsspektrum steigt der Anteil der Personen, die von mehreren chronischen Erkrankungen gleichzeitig betroffen sind. Die Folgen sind psychische Belastungen, verringerte Lebensqualität sowie besondere Herausforderungen zur familiären Bewältigung dieser Situation. Trotz der steigenden Anzahl der Betroffenen ist das Thema pflegewissenschaftlich wenig erforscht.
Ziel: Das Ziel des Beitrags ist es, exemplarisch anhand der Erkenntnisse zur familiären Bewältigung von Multimorbidität (MM) zu zeigen, dass die multiple Case Study (mCS) ein geeignetes Design zur Abbildung solch komplexer Pflegephänomene ist.
Methodik: Die Erfassung der familiären Bewältigung von MM erfolgte mittels einer qualitativen mCS mit eingebetteten Analyseeinheiten. Datenquellen waren Interviews mit 5 Familien und mit 6 Betroffenen, Tagebücher sowie Genogramme.
Ergebnisse: Fallübergreifend zeigte sich, dass die subjektive Beziehungsqualität und die prozesshafte familiäre Auseinandersetzung mit wiederkehrenden Krisensituationen zentrale Einflussfaktoren für die Bewältigung sind.
Fazit: Die qualitative mCS und insbesondere deren fallübergreifende Auswertung eignet sich gut zur Abbildung komplexer Geschehen und praxisrelevanter Erkenntnisse zur familiären Bewältigung von MM.
Schlüsselwörter: qualitative, multiple Case Study, familiäre Bewältigung, Multimorbidität
Kontakt: Christiane Hildebrandt
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Aggressionserlebnisse junger Pflegefachpersonen im Akutspital: Eine qualitative Situationsanalyse
Karin Anne Peter, Sabine Hahn
In Schweizer Spitälern sind Gesundheitsfachpersonen von Patienten- und Angehörigenaggression betroffen, die negative physische wie psychische Folgen haben können. Vermehrt betroffen sind junge Fachpersonen. Sie machen sich daher Gedanken, den Beruf frühzeitig zu verlassen. Dennoch existiert wenig Wissen zum Aggressionserleben junger Fachpersonen. Ziel dieser Studie ist, die Erfahrung von Patienten- und Angehörigenaggression junger Pflegefachpersonen zu beschreiben. Dazu wurden 13 Interviews mit Pflegenden im Alter zwischen 23 und 28 Jahren geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die teilnehmenden Pflegenden Aggressionen von kognitiv adäquaten Patientinnen und Patienten als persönlicher und stärker belastend erleben. Die Verarbeitung im Team wurde von den Teilnehmenden als wichtig erachtet, um langfristig im Beruf weiterzuarbeiten. Sie begründeten die Aggression gegen sich durch ihre geringere Berufs- und Lebenserfahrung, persönliche Charakteristika sowie mangelnde Autorität im Auftreten gegenüber Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen. In der Praxis ist der Belastung junger Pflegefachpersonen aufgrund verbaler Aggressionserfahrungen vermehrte Beachtung zu schenken. Die nachhaltige Begleitung nach einem Aggressionsereignis sollte institutionalisiert werden.
Schlüsselwörter: Aggression, qualitative Studie, Belastung, Pflegefachpersonen, Akutspital
Kontakt: Karin Peter
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Wirkungen von naturgestützten Interventionen bei Menschen mit primärer Demenz in Pflegeheimen
Siglinde Kälin, Sabine Hahn
Psychologische und Verhaltenssymptome der Demenz (BPSD) rufen nach wirksamen Pflegemaßnahmen. Medikamentöse Interventionen zeitigen häufig wenig zufriedenstellende Resultate und setzen demente Menschen zusätzlichen Risiken aus. Die vorliegende Arbeit fragt danach, welche Wirkungen naturgestützter Maßnahmen auf demente Personen in Pflegeheimen beschrieben sind. Die Recherche erfolgte in den Datenbanken Cochrane, PubMed, CINAHL und Annual Reviews/Medicine. Zusätzlich wurden die Quellenverzeichnisse einschlägiger Einzelstudien und Reviews auf weitere Studien durchsucht. Ein schrittweises Auswahlverfahren mit differenzierten Ein- und Ausschlusskriterien resultierten in fünf Manuskripten, zwei RCT und zwei quasiexperimentellen Studien. Aufgrund der Ergebnislage scheinen eine Senkung der Agitiertheit, der Medikamentenmenge sowie die Verbesserung des Nachtschlafs durch naturgestützte Interventionen möglich. Die Befürchtung, es könne durch selbstständige Bewegung im Freien zu mehr Stürzen kommen, wird nicht bestätigt. Dies könnte auf die Reduktion verabreichter Medikamente nach der Einführung eines Gartenzugangs zurückzuführen sein.
Schlüsselwörter: BPSD, Pflegeheim, Pflegemaßnahme, Garten, Natur
Kontakt: Siglinde Kälin
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